Als ich jung war, war ich wirklich schnell! Damals habe ich mit meinen Eltern im Rintheimer Feld gewohnt. Bis ich 14 war, bin ich dort zur Schule und dann in die Lehre gegangen, mit 17 habe ich schon geheiratet. Mein späterer Mann hat mich aus seinem Auto heraus angesprochen an der Ladenstraße, wo wir Jugendlichen uns immer getroffen haben. Er hat mir gefallen und dann ging alles ganz schnell mit der Hochzeit. Dass ich bald schwanger war, hat mein Leben durcheinandergewirbelt, denn als ich mit dem Umstandskleid in der Berufsschule auffiel, beschloss der Direktor, dass ich nicht weiter am Unterricht teilnehmen durfte.

Meine Ausbildung habe ich als Steuergehilfin gemacht – heute heißt das Steuerfachangestellte, was deutlich besser klingt, oder? Die Prüfung der unterbrochenen Ausbildung habe ich dann mit 30 Jahren nachgeholt.

Ich bin unabhängig und genieße das auch sehr.

Nach der Geburt unserer Tochter haben wir noch zwei Jahre bei den Schwiegereltern im Rintheimer Feld gelebt und sind dann in Oberreut ins Haus der Jungen Familien gezogen. Das war ein Volkswohnungs-Projekt – kleinere Wohnungen für junge Familien. Nach zehn Jahren wollten wir gerne ein drittes Zimmer und haben die Wohnung hier bekommen. Hier lebe ich jetzt seit 1978.

Oberreut ist schon ein Stück Heimat geworden für mich. Da ich keine Enkelkinder habe, kümmere ich mich im Viertel um andere. Zum Beispiel habe ich eine liebe Nachbarin aus dem Senegal, deren Kind ich betreut habe, als es noch klein war.

Hier leben ja Menschen aus vielen Nationen, und die Zusammensetzung ändert sich immer wieder. Manchmal denke ich, man hört kaum noch Deutsch in der Straße, aber ich stecke ja mittendrin und kenne Menschen aus vielen verschiedenen Ländern.

Ich bin gerne draußen. Auch deswegen gefällt es mir in Oberreut. Die Seen sind nicht weit weg, man hat den Blick ins Grüne und man kann herrlich spazieren gehen. Gesunderhaltung und Naturheilkunde sind wichtige Themen für mich, da bin ich auch vernetzt mit anderen, die wie ich ein bisschen spirituell leben.

Über die Jahre hat sich vieles verändert hier im Viertel. Zum Beispiel die großen Bauarbeiten, als unsere Wohnhäuser hier renoviert wurden. Ich wohne hier schön hoch und bequem im fünften Stock in meiner Drei-Zimmer-Wohnung und habe Platz. Als wir dann eine Weile in ein Ausweichquartier ziehen mussten, fiel mir dann auf, wie wenig man eigentlich braucht zum Leben. Trotzdem war ich dann froh, wieder in meiner Wohnung zu sein.

Renate F. lebt seit ihrem siebten Lebensjahr – das war 1955 – bei der Volkswohnung. Zunächst in Rintheim, später in Oberreut. Sie hat viel erlebt in ihren Vierteln und schätzt ihre liebevoll dekorierte Wohnung in der Nähe zum Wald.